Da die Energiepreise in Europa in die Höhe schnellen, haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Dadurch leben immer mehr Menschen in Energiearmut, was bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Häuser zu heizen, zu kühlen oder zu beleuchten. Ciarán Cuffe aus Irland, Abgeordneter für die Grünen/EFA, leitet die Verhandlungen im Europaparlament über die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Hier erklärt er, wieso wir energieeffiziente Gebäude für ein wärmeres Zuhause und geringere Kosten brauchen. Michael Bloss und Jutta Paulus erklären, warum Sanierungen gut für das Klima und den Geldbeutel sind
In Europa sind etwa 54 Millionen Menschen oder 11% der Bevölkerung von Energiearmut betroffen. Diese Zahlen haben seit Beginn der Energiekrise zugenommen. Steigende Mieten und Immobilienpreise verschärfen dieses Problem noch.
Gleichzeitig sind sieben von zehn Gebäuden in Europa energieineffizient. Sie verlieren Energie durch schlecht isolierte Fenster, Türen, Wände und Dächer. Menschen und Organisationen in Europa – Haushalte, Unternehmen und öffentliche Dienste – geben jeden Monat Millionen von Euro für Energie aus, die verschwendet wird.
Das darf so nicht weitergehen. Es ist jetzt an der Zeit, Europas Gebäude energieeffizienter zu machen, um die Menschen vor Energiearmut zu schützen und die Kosten zu senken. Glücklicherweise verhandelt die EU grade jetzt ein neues Gesetz, um unsere Gebäude energieeffizient zu modernisieren und sanieren. Dieses Gesetz heißt Energy Performance of Buildings Directive (EPBD).
Was ist die Gebäuderichtlinie zur Gesamtenergieeffizienz? Ein neues EU-Gesetz zur Sanierung unserer Gebäude.
Die Gebäuderichtlinie zur Gesamtenergieeffizienz ist ein neues EU-Gesetz, das derzeit verhandelt wird und dazu beitragen wird, die Energiekosten zu senken und Energiearmut zu bekämpfen. Wie? Durch einen Aktionsplan zur Sanierung von Europas Gebäuden. Ziel ist es, dass der Gebäudebestand der EU bis 2050 hochgradig energieeffizient und klimaneutral ist.
Jedes EU-Land ist anders (zum Beispiel ist das Wetter in Finnland nicht dasselbe wie in Italien), daher handelt es sich um einen flexiblen Plan. Jedes EU-Land ist damit beauftragt, einen nationalen Sanierungsplan zu entwickeln, der seinen spezifischen Rahmenbedingungen entspricht. Die Pläne werden nationale Sanierungsziele enthalten, die ebenfalls national festgelegt werden.
Die EU-Länder können Ausnahmen in ihren nationalen Sanierungsplänen für historische, religiöse und kleine Gebäude sowie Ferienhäuser beantragen. Und Sanierungsanforderungen, die sich auf Gebäude konzentrieren, die am meisten Energie verschwenden, werden schrittweise eingeführt und schützen Menschen, einschließlich Mieter*innen, vor hohen Energiekosten.
Ein Europa vollständig renovierter, energieeffizienter Gebäude wird sowohl für die Menschen als auch für den Planeten großartig sein. Und was noch wichtiger ist, die EPBD wird Hunderttausende von qualitativ guten Arbeitsplätzen schaffen und uns helfen, unsere Klimaziele zu erreichen
Hier kommen fünf Gründe, warum die EPBD gut für Mensch und Planeten ist:
1. Es wird die Ursachen von Energiearmut angehen
Die EPBD wird das Problem der Energiearmut auf zwei Arten angehen. Erstens durch die Sanierung von Gebäuden, die am meisten Energie verschwenden. Zweitens durch die Einführung von Finanzierungsmethoden, sozialen Schutzmaßnahmen und Informationsdiensten.
Indem wir mit der Sanierung von Gebäuden beginnen, die am meisten Energie verschwenden (“schlechteste Gebäude”), priorisieren wir Menschen, die in Energiearmut leben. Es sind oft die ärmsten Menschen, die in diesen Gebäuden leben und am stärksten von hohen Energiekosten betroffen sind. Sanierungsanforderungen werden eingeführt, und Gebäudebesitzer*innen müssen diese bis zu einem bestimmten Datum einhalten, um sicherzustellen, dass Gebäude, die am meisten Energie verschwenden, verbessert werden. Dies gilt für private Vermieter*innen, den öffentlichen Sektor, Krankenhausträger, Schulen und andere Gebäuden.
Soziale Schutzmaßnahmen werden besonders diejenigen schützen, die sich Sanierungen oder Mieterhöhungen nicht leisten können. Einige der sozialen Schutzmaßnahmen in der EPBD umfassen Mietunterstützung oder -obergrenzen, Priorität für Sanierungsbeihilfen und Priorität für Programme, die fossile Brennstoffe in Heiz- und Kühlsystemen in Wohnungen ersetzen. Ebenfalls werden wir tausende von One-Stop-Shops eröffnen, die kostenlose und unabhängige Informationen und Beratung zur Sanierung und zum Zugang zu Finanzierungen bereitstellen.
Mieter*innen werden von der EPBD profitieren, weil sie oft die Energiekosten bezahlen, aber keinen Einfluss auf die Energieeffizienz ihrer Wohnungen haben. Die EPBD führt Sanierungsanforderungen ein und unterstützt Eigentümer*innen, während sie Mieter*innen vor willkürlichen Mieterhöhungen oder Kündigungen schützt.
Erfahren Sie mehr über den Kampf gegen Energiearmut in Europa im Greens/EFA Energiearmut Handbuch, das mit der Right to Energy Coalition erstellt wurde.
2. Es wird die Energiekosten für alle senken
Sanierungen haben einen positiven Einfluss auf die Energiekosten. Je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger müssen wir bezahlen. Klimaneutrale Gebäude verbrauchen sehr wenig Energie. Sie sind sehr energieeffizient, sie sind gut isoliert, werden durch erneuerbare Energien versorgt und können Energie vor Ort speichern. Sie können sogar Energie ins Netz einspeisen, die dann wiederum andere nutzen können.
Ausserdem, stellt die EPBD sicher, dass Bürger*innen nicht allein die finanzielle Last der Sanierung tragen müssen. Es gibt einen klaren finanziellen Rahmen, der öffentliche und private Gelder für Sanierungen steuert. Regierungen können zudem auf eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten aus der EU zurückgreifen, um Sanierungen zu unterstützen. Finanzielle Unterstützung ist verfügbar – und es muss noch mehr auf nationaler und europäischer Ebene bereitgestellt werden.
EU-Länder können die Last für Eigentümer*innen von Wohnimmobilien verringern, indem sie einen größeren Zeitraum geben können, um sich an die neuen Regeln zu halten. Sie können Ausnahmen vorsehen – zum Beispiel, wenn nicht genügend Arbeitskräfte verfügbar sind, um Sanierungen durchzuführen.
3. Es wird Hunderttausende von lokalen Arbeitsplätzen schaffen
Die EPBD ist eine Jobmaschine für die EU. Es werden Arbeitsplätze in den Bereichen Bau, Sanierung und erneuerbare Energien geschaffen, da der öffentliche und private Sektor investieren wird. Kleine Unternehmen werden ebenso wie die Wirtschaft insgesamt profitieren. Gebäude sind das wertvollste finanzielle Vermögen der EU, das zig Milliarden Euro wert ist. Der Bausektor beschäftigt 10 % der Arbeitskräfte in der EU. Über 95 % der Unternehmen sind kleine und mittelständische Unternehmen. Höhere Sanierungsraten und höhere Standards für neue Gebäude wird die Anzahl von Arbeitsplätzen potenzieren und zu Wachstum in verschiedenen Branchen führen.
4. Es wird die CO2-Emissionen reduzieren
Gebäude machen etwa 40 % des Energieverbrauchs und 36 % der CO2-Emissionen in Europa aus. Wenn wir Europas Gebäude bis 2050 hochgradig energieeffizient und klimaneutral modernisieren, können wir eine signifikante Reduktion des Energieverbrauchs erwarten. Wir werden auch die CO2-Emissionen senken und können dadurch wahrscheinlicher das Ziel der EU-Klimaneutralität bis 2050 erreichen.
Nicht nur das, sondern die EPBD wird auch eine gesündere Umgebung in neuen Gebäuden fördern, die Luftqualität, Schadstoffe und Lärm verbessert.
5. Es wird Hausbesitzern eine aktive Rolle im Energieübergang geben
Hausbesitzer*innen können sich von hohen Energiekosten und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreien, indem sie ihre eigenen erneuerbaren Energien produzieren. Die EPBD gibt Hausbesitzer*innen die Möglichkeit, ihre Energiekosten durch erneuerbare Energieerzeugung (entweder individuell oder als Teil einer Energiegemeinschaft oder -genossenschaft) und erneuerbare Energieverwendung im Griff zu behalten. Es ermöglicht auch Unternehmen und Bürger*innen, ihren Energieverbrauch anzupassen, indem sie Energie zu geeigneten Zeiten speichern und freisetzen, eine Praxis, die als “Demand-Response” bekannt ist. Dies kann durch Geräte erreicht werden, die in renovierten Gebäuden installiert sind, einschließlich Gebäudeautomatisierungs- und -steuersysteme oder Elektrofahrzeugbatterien.
Moderne und effiziente Gebäude mit Solaranlagen, Wärmepumpen oder anderen erneuerbaren Energien ermöglichen es den Gebäudenutzern, die Energie kostenlos zu nutzen.