Jeden Tag werden Tausende Tiere unter entsetzlichen Bedingungen durch die Europäische Union und darüber hinaus transportiert, um sie zu züchten, zu mästen oder zu schlachten. Die Transporte können mehrere Tage lang dauern. Tiere leiden oft unter Platzmangel und haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser oder angemessenem Futter. Im Untersuchungsausschuss für Tiertransporte des Europäischen Parlaments (ANIT) kämpfen die Grünen/EFA für ein Ende dieser grausamen Praktiken. Die Verhandlungen stehen nun vor dem Abschluss.
Der Tiertransport Untersuchungsausschuss hat seine Arbeit im September 2020 aufgenommen. Die Grünen/EFA-Fraktion im europäischen Parlament haben besonders prominente Rollen erhalten: Tilly Metz ist die Vorsitzende und Thomas Waitz ist unser Schattenberichterstatter und somit im Zentrum der Verhandlungen. Caroline Roose übernahm die Koordination der Gruppe zum Thema. In den letzten Monaten hat der Ausschuss an einem Bericht und an Empfehlungen für die Europäische Kommission gearbeitet. Dieser wird die Grundlage für eine neue EU Tiertransportverordnung bilden.
Unsere wichtigsten Ziele ,um Tiere besser zu schützen, sind :
- Ein Verbot des Transports von nicht abgesetzten Tieren
- Eine Frist von 8 Stunden für den Transport lebender Tiere, unabhängig von der Art des Transports
- Bessere Bedingungen für den Transport von lebenden Tieren auf See
Wie kämpfen die Grünen/EFA für den Schutz von Tieren in der EU?
Am 2. Dezember wird der ANIT-Ausschuss über einen Bericht und seine Empfehlungen für eine neue EU-Tiertransportverordnung abstimmen. Darin werden neue Regeln für Tiertransporte in der EU vorgeschlagen , einschließlich spezifischer Standards für den Tierschutz. Die Europäische Kommission hat angekündigt, dass sie ihren Vorschlag für die neue Verordnung im Jahr 2023 veröffentlichen wird. Dies ist also eine wichtige Gelegenheit für das Europäische Parlament, Erwartungen an das neue Gesetz darzulegen.
Unsere Grünen/EFA Mitglieder des Europäischen Parlaments im ANIT-Ausschuss haben hart daran gearbeitet, die Formulierungen zum Tierschutz im Bericht zu stärken. Als unser Schattenberichterstatter vertrat Thomas Waitz die Position der Grünen/EFA zu Tiertransporten während der Verhandlungen zwischen den verschiedenen Fraktionen. Sein Ziel war es, eine Einigung zu finden, die die höchstmöglichen Tierschutzstandards gewährleistet. Es gab weit über tausend Änderungsanträge von Abgeordneten aus dem gesamten politischen Spektrum. Die Verhandlungen, um Kompromisse zu finden, auf die sich alle einigen konnten, waren nicht einfach und stehen nun vor dem Abschluss.
Sollten Jungtiere, die noch nicht abgesetzt sind, transportiert werden?
Jungtiere, die noch von der Milch ihrer Mutter abhängig sind, so genannte “nicht abgesetzte Tiere”, sind definitiv nicht transportfähig. Dies ist eine der wichtigsten Botschaften, die die Experten und Expertinnen im ANIT-Ausschuss vorgetragen haben. Nicht abgesetzte Tiere haben, vor allem in den ersten Wochen ihres Lebens, noch nicht das Immunsystem entwickelt, das erforderlich ist, um den widrigen Transportbedingungen standzuhalten. Ein weiteres Problem ist der Zugang zu Nahrung, da es technisch noch nicht möglich ist, nicht abgesetzte Tiere während des Transports zu füttern.
Die derzeitigen Rechtsvorschriften erlauben jedoch den Transport von Tieren, die erst 10 Tage alt sind. Sie erlauben sogar Langstreckentransporte ab einem Alter von 14 Tagen. Im Falle von Kälbern bedeutet dies zum Beispiel eine Transportdauer von bis zu 19 Stunden am Stück. Wir fordern ein Verbot von kommerziellen Transporten für nicht abgesetzte Tiere.
Während der Verhandlungen im ANIT-Ausschuss stießen wir in dieser Frage auf großen Widerstand von Mitgliedern konservativer, liberaler und rechtsextremer Parteien. Diese fürchten finanzielle Verluste für große industrielle Betriebe.
Wie können wir die Bedingungen für den Transport von lebenden Tieren auf See verbessern?
Nach den geltenden Tiertransportgesetzen gibt es keine maximale Transportzeit für den Transport von Tieren auf dem Seeweg. Seetransporte können Tage oder sogar Monate dauern, ohne gegen die EU-Vorschriften für Tiertransporte zu verstoßen. Dies war allein im Jahr 2021 mehrfach der Fall, beispielsweise bei den Schiffen Karim Allah und Elbeik oder bei der Blockade des Suezkanals.
Die Bedingungen auf den Schiffen sind für die Tiere oft grausam. Tausende von Tieren werden an Bord eingepfercht, ohne ausreichenden Zugang zu Futter und Wasser. Es ist auch nicht vorgeschrieben, dass ein Tierarzt oder eine Tierärztin an Bord sein muss, um kranke Tiere zu behandeln.
Wir fordern eine maximale Transportzeit für Lebendtiertransporte unabhängig von der Transportart, also auch für Schiffstransporte. Darüber hinaus fordern wir, dass bei allen Seetransporten mindestens ein Tierarzt oder eine Tierärztin anwesend sein muss.
Wie lange sollte die Transportdauer für lebende Tiere maximal sein?
Es gibt zwei Arten von Tiertransporten auf der Straße: Kurzstreckentransporte mit einer maximalen Transportzeit von acht Stunden und Langstreckentransporte von mehr als acht Stunden.
Für Langstreckentransporte gibt es spezielle Vorschriften für verschiedene Tierarten. Bei einigen, wie Schweinen oder Hühnern, kann der Transport bis zu 24 Stunden dauern. Für andere, wie Fische, Hunde, Katzen oder Nerze, gibt es überhaupt keine zeitliche Begrenzung.
Wir fordern klare art- und altersspezifische maximale Transportzeit für Tiertransporte. Unabhängig vom Transportmittel sollte eine maximale Transportdauer von 8 Stunden gelten.
Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem neuen europäischen Tiertransportgesetz?
Während der Verhandlungen gelang es den Grünen/EFA im Europäischen Parlament, einige Formulierungen des Abschlussberichts und der Empfehlungen an die Kommission zu verbessern. Leider waren die anderen Fraktionen immer noch nicht bereit, sich unserer Forderung nach maximalen Transportzeiten anzuschließen.
Am 2. Dezember wird der ANIT-Ausschuss über den Bericht und die Empfehlungen an die Europäische Kommission abstimmen. Die Fraktion der Grünen/EFA wird Kompromisse vorlegen, die Folgendes für Tiertransporte fordern:
- Ein Verbot des Transports von Tieren unter 5 Wochen und eine maximale Transportzeit von 2 Stunden, solange das Tier nicht abgesetzt ist
- Eine Frist von 8 Stunden für den Transport von lebenden Tieren auf der Straße oder im Flugzeug
- Eine Frist von 24 Stunden für den Seetransport von lebenden Tieren
Wir hoffen, im Ausschuss eine Mehrheit für diese Kompromisse zu finden. Im Januar 2022 wird das Europäische Parlament im Plenum über diese Empfehlungen abstimmen.
Schließt euch uns an und bleibt über die neuesten Entwicklungen zu Forderungen für ein Ende von grausamen Tiertransporten auf dem Laufenden!