Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) – im Deutschen auch Weltklimarat genannt – hat vor kurzem den neusten Teilbericht zur Klimakrise veröffentlicht. Bei allem, was gerade in der Welt abgeht, haben viele Menschen nichts davon mitbekommen. Und das, obwohl die Fakten des IPCC Bericht erschreckend sind und nicht ignoriert werden dürfen. Es wird Zeit, dass wir uns diese Fakten gemeinsam ansehen.
Der IPCC Bericht betrachtet, in welcher Art und Weise Menschen und die Natur von der Klimakrise gefährdet sind. Er sagt auch was wir jetzt tun müssen, um uns vor der Klimakatastrophe zu schützen. Die Klima-Analyse bietet Beweise für das, wovor Klimaaktivist*innen schon länger warnen: Es gibt immer weniger Möglichkeiten, die globale Erwärmung auf 1.5°C zu reduzieren.
Dabei ist der IPCC Bericht sehr technisch geschrieben, eher für Wissenschaftler*innen und Politiker*innen als für “normale” Menschen. Und das, obwohl die Klimakrise uns alle betrifft – ja, sogar uns in der EU. Aber es geht um unser Überleben. Es geht darum, ob unser Planet für uns bewohnbar bleibt und für all die Pflanzen und anderen Tiere, mit denen wir ihn teilen. Es ist so wichtig, dass wir verstehen, was auf uns zukommt. Aber wie können wir die Klimakrise managen? Was können wir tun, um sie zu stoppen?
Lies weiter, um zu erfahren, was der IPCC Bericht darüber aussagt, wie die Klimakrise uns betreffen wird – und was wir dagegen unternehmen können.
Was ist der IPCC AR6 Bericht und was sagt er aus?
Der IPCC veröffentlicht alle 7 Jahre eine Einschätzung – (Assessment Report, AR) zum Klimawandel. Seit der Gründung 1988 wurden bereits sechs solcher Berichte veröffentlicht, jeweils unterteilt in vier Zwischenberichte. Diese Zwischenberichte stammen von verschiedenen Arbeitsgruppen. Vor kurzem, im Februar 2022, hat die zweite Arbeitsgruppe ihren Teil des 6. Assessment-Reports präsentiert.
Der letzte IPCC Bericht konzentriert sich auf den Einfluss des Klimawandels und wie wir uns an die Klimakrise anpassen können. Er zwingt uns darüber nachzudenken, wie der Klimawandel das Leben der Menschen jetzt schon beeinflusst, statt immer “nur” über die zukünftigen Veränderungen von Natur, Biodiversität und Wetter zu reden. Hoffentlich ermöglicht er uns allen, endlich zu verstehen, wie dringend dieses Thema ist und dass es keine Zeit mehr zu verschwenden gibt. Der dritte Teil erscheint Anfang April 2022 und behandelt mögliche Lösungsansätze zur Klimakrise.
Generell wiederholt der Bericht das, was wir bereits wussten: Zum Beispiel werden wir einen immensen Meeresspiegelanstieg erleben, was nicht nur dazu führt, dass Inseln auf der anderen Seite des Pazifiks untergehen. Das wird auch größere Städte wie London betreffen, oder ganze Länder wie die Niederlande, die langsam aber sicher im Meer verschwinden werden. Hitzewellen werden die verletzlichsten Menschen noch häufiger treffen als bisher. Nahrungsmittelsicherheit und Wasserverfügbarkeit werden abnehmen. Biodiversitätsverlust und extreme Wetterereignisse werden keine Seltenheit mehr sein. Bis zu 3.6 Milliarden Leute werden besonders in Gefahr sein, aufgrund ihres Alters, wo sie leben, Armut usw. Ja, Milliarden, du hast richtig gelesen. Das ist mehr als jede zweite Person auf diesem Planeten!
Die Klimakrise ist hier – Was heißt das für dich?
Okay, jetzt wissen wir, was uns erwartet. Wir wissen auch, dass die westlichen Länder für die meisten CO2-Emissionen verantwortlich sind, obwohl sie nicht die stärksten Konsequenzen spüren werden. Ja, es gibt Länder, die die Auswirkungen der Klimakrise noch viel stärker spüren werden, allen voran Länder des globalen Südens. Aber auch in Europa müssen wir gegen aufkommende Naturkatastrophen gewappnet sein.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Der erwartete Meeresspiegelanstieg wird für Städte neben Flüssen (wie z.B. London) und tief liegende Küstengebiete (wie in den Niederlanden) Überflutungen zur Normalität machen. Im schlimmsten Fall könnte der Meeresspiegelanstieg dafür sorgen, dass sie eventuell sogar dauerhaft versinken. Hier siehst du eine erschreckende Karte mit dem für 2030 vorhergesagten Meeresspiegelanstieg in London. Sie zeigt, wie große Teile der Hauptstadt von Großbritannien in nur acht Jahren unter Wasser stehen werden:
Es ist kein Geheimnis, dass – hauptsächlich auf Wasser gebaut – mehr als die Hälfte der Landmasse der Niederlanden bereits heute ein enormes Flutrisiko aufweisen. Man will sich gar nicht vorstellen, in welchen Zustand das Land nach einem immensen Meeresspiegelanstieg geraten würde. Diese Karte zeigt, welche Teile der Niederlanden bereits auf hochwassergefährdeten Gebiet liegen:
Da die Klimakrise immer schlimmer wird, sollten wir nicht die ganzen zu erwartenden Probleme mit der Essens- und Wasserversorgung vergessen. Der Weltklimarat erklärt in seinen FAQs:
“Kinder, die im Jahr 2020 zehn Jahre oder jünger sind, werden bei einer 1.5°C globalen Erwärmung bis 2100 eine nahezu 4-fache Zunahme von Extremwetterereignissen erfahren und eine 5-fache Zunahme im Fall einer 3°C Erwärmung. So ein Anstieg würde von einer im Jahre 2020 55-jährigen Person in ihrer verbleibenden Lebenszeit nicht erlebt werden, egal wie stark die Erwärmung ausfällt.”
Jede dieser Katastrophen wird Billionen Dollar kosten, jedes Jahr. Und, noch viel wichtiger, eine unzählbare Anzahl an Menschenleben.
Der IPCC sagt, wir müssen JETZT handeln. Was muss sich ändern, wenn nicht das Klima?
Ja, wir wissen, dass das schrecklich klingt. Aber wir sind nicht machtlos – im Gegenteil! Der Weltklimarat sagt, dass wir immer noch Zeit haben, die schlimmsten Szenarien zu vermeiden. Wir können uns noch immer zumindest begrenzt an den Klimawandel anpassen und eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen entwickeln.
“Die einzige Bedingung ist, dass wir jetzt handeln!”
Lass uns zuerst etwas klarstellen: Es sind nicht die Durchschnittsbürger*innen, die hauptsächlich für die Klimakatastrophen verantwortlich sind. Wir alle können tun, was in unserer Macht liegt, aber es ergibt keinen Sinn, unser Verhalten zu ändern, ohne dass dieses von einem politischen Rahmen gestützt wird und große Unternehmen beschränkt werden, denn: Mehr als 70% der Emissionen lassen sich auf nur 100 Unternehmen zurückführen[1] [2] [3] . Es braucht nicht viel, um zu erraten, dass die meisten davon Öl-Anbieter sind.
Das heißt nicht, dass wir nicht unser Bestes geben sollten, bewusst zu konsumieren. Trotzdem sind es die Politiker*innen, die jetzt dringend handeln müssen! Sie haben die Macht, das Ruder noch rumzureißen. Ein erster Schritt wäre es, Veränderungen herbeizuführen, die uns helfen, uns dem Klimawandel anzupassen (climate adaptation) und seine Effekte einzudämmen (climate mitigation). Aber Klimawandelanpassung hat seine Grenzen.
Nur zur Visualisierung: Wenn uns heiß ist, können wir nur so viel Kleidungsstücke ausziehen, bevor wir nackt sind, danach wird uns nur noch heißer. Deshalb muss ein stärkerer Fokus darauf gelegt werden, den Klimawandel zu verlangsamen. Wir müssen die globale Erwärmung unter 1.5°C drücken. Um das zu erreichen, brauchen wir starke Klimagesetze auf EU-Ebene und auf nationaler Ebene. Wir brauchen Beschränkungen für Unternehmen, die zu viel CO2 emittieren. Wir brauchen Anreize für Unternehmen, um nachhaltiger zu werden. Es gibt bereits Lösungen dafür. Was wir wirklich brauchen, sind Politiker*innen, die engagiert genug sind, diese Lösungen auch in Gesetze zu transformieren.
Der IPCC Bericht und jetzt was? Was du gegen die Klimakrise tun kannst
Aber was kann ich tun, wenn meine Politiker*innen nicht handeln, fragst du? Naja, die meisten von ihnen würden wohl nicht von alleine die nötigen Aktionen setzen. Wir brauchen Leute, die Druck auf sie ausüben. Sie müssen sehen, dass es genug Leuten gibt, denen das Thema unheimlich wichtig ist und dass sie sich nicht von politischem Greenwashing übers Ohr hauen lassen (z.B. als die Europäische Kommission vorgeschlagen hat, Gas und Atomkraft auf die Liste der “nachhaltigen Investitionen” zu setzen). Sie müssen merken, dass sie die Klimakrise adäquat adressieren müssen, wenn sie weiterhin an der Macht bleiben wollen.
Eine Strategie in der Politik ist es, Sachverhalte zu verkomplizieren, sodass die meisten Menschen nicht genug verstehen, um sich darüber zu beschweren. Aber wenn sie denken, dass sie damit durchkommen, kennen sie unsere Generation nicht – wir werden nicht aufhören für unser Recht zu kämpfen, in einer sozial gerechten und lebenswerten Welt zu leben!
Also, lass uns Klartext reden: Jedes kleine Bisschen an Grad zählt, das wir auf unserem Weg zu 1.5°C erreichen. Jedes Zehntel-Grad rettet Leben und jedes gerettete Leben macht den Kampf lohnenswert. Also ist der Kampf es immer wert. Wir haben die Verpflichtung, eine Katastrophe aufzuhalten. Gleichzeitig haben wir auch die Chance, Dinge anders zu machen. Unsere Welt zu verändern und unsere Lebensqualität zu verbessern. Nicht nur für uns, sondern für alle, die diesen Planeten bewohnen.
Wenn du den Protest unterstützen willst, kanalisiere deine Energie, sei laut und zeig deine Frustration, indem du zum nächsten Klimastreik von Fridays For Future kommst!
Wenn du erfahren willst, was DU tun kannst, um das Klima ein Stück zu retten, klick hier.
Der IPCC-Bericht – Glossar
Klima-Mitigation / Eindämmung
Die Eindämmung hat zum Ziel, die globale Erwärmung zu gering wie möglich zu halten, damit der Schaden nicht zu groß ausfällt. Sie ist das Schwert in unserem Kampf gegen die Klimakrise.
Sich an den Klimawandel anzupassen, bedeutet zu versuchen, den zu erwartenden Schaden zu reduzieren und sich vorsorgend zu schützen. Es ist wie die Rüstung für den Klimakampf.
Wir brauchen Widerstandsfähigkeit, um die Klimakatastrophen besser aushalten zu können, die uns erwarten werden. Wie ein Schild, das uns beschützt.
Verletzliche Personen werden besonders stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sein, wie Hitze, Dürren und Überflutungen. Man kann diese Verletzlichkeit dabei nicht auf Geschlecht oder Alter runterbrechen. Es geht um einen intersektionalen Ansatz, der diverse Aspekte berücksichtigt. Diese verletzlichen Personen haben vielleicht nicht die Kraft, ein Schild oder Schwert zu halten, weshalb wir sie besonders schützen müssen.