Beschleunigung der Umstellung auf erneuerbare Energien in Europa
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger
Die Europäische Union (EU) befindet sich in einem Energiedilemma. Bei den Herausforderungen geht es um die Sicherstellung der Versorgung genauso wie um die Bekämpfung des Klimawandels, aber auch um Kosten- und Sicherheitsfragen. Die EU ist mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, eine langfristige Vision für Klimaneutralität zu entwickeln ohne die kurzfristige Energieversorgungssicherheit innerhalb ihrer Grenzen und darüber hinaus zu gefährden. Zur Diskussion steht auch, was mit dem europäischen Green Deal erreicht werden soll, denn gleichzeitig ist die Umstellung auf einen höheren Anteil erneuerbarer Energien in vielen europäischen Ländern schon voll im Gang, vor allem im Stromsektor. Es besteht für Europa die Chance, mit einer beschleunigten Umstellung des Energiesystems auf 100 % erneuerbare Energien global in Führung zu gehen, was nicht nur für die europäische, sondern auch für die internationale Wirtschaft eine Reihe von Vorteilen bedeuten könnte. Vor diesem Hintergrund haben Die Grünen/Europäische Freie Allianz (Grüne/EFA) die Technische Universität Lappeenranta (LUT) beauftragt, mit unterschiedlichen Zielvorgaben mögliche Pfade in Europa zu untersuchen und zu benennen, die zu einem Energiesystem führen können, das im Sinne der Klimaneutralität energieeffizient ist und komplett aus erneuerbaren Energien besteht.
Das vorrangige Forschungsziel ist die Präsentation der am ehesten machbaren und tragfähigsten technisch-wirtschaftlichen Optionen durch Bestimmung der kostengünstigsten Energiemixe bei der langfristigen Umstellung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie in ganz Europa auf ein integriertes Energiesystem. Dieses Vorhaben präsentiert zum ersten Mal technologiereiche, multisektorale, multiregionale und kostenoptimierte Analysen von Pfaden für die Energiewende in der EU mit einer hohen räumlichen (27 Mitgliedstaaten aus 20 Regionen in Europa) und zeitlichen (stündlichen) Auflösung.
Die Energiewende in Europa und vor allem in der EU wird anhand von drei unterschiedlichen Szenarien mit den folgenden abgrenzenden Parametern und Vorgaben untersucht:
- REFERENZSZENARIO [REF]: Das Energiesystem in der EU setzt die derzeitigen Markttrends und die vereinbarten politischen Trends bis 2030 fort, wobei 40 % der Energieendnachfrage in der EU durch erneuerbare Energien gedeckt werden, die Effizienz von Gebäuden durch Verdoppelung der derzeitigen Sanierungsraten gesteigert wird und bis 2050 100% erneuerbare Energien zur Verfügung stehen, was bis 2030 eine Verringerung der Kohlenstoffemissionen um fast 40% gegenüber 2020 und um etwa 60% gegenüber 1990 ermöglicht. Dieses Szenario ist nicht kompatibel mit dem ehrgeizigen Klimaziel, die Erderwärmung auf weniger als 1,5°C zu begrenzen. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wird bis 2050 vollständig vollzogen sein und bestehende Kernkraftwerke bleiben bis zum Ende ihrer technischen Lebenszeit im Einsatz, ohne dass in der EU neue Kernkraftwerke gebaut werden. Es wird in den Szenarien von ungefähr gleichbleibenden Verbraucherpräferenzen ausgegangen. Außerdem wird angenommen, dass gesteigerten Energiedienstleistungen in Zukunft mit entsprechend gesteigerter Energieeffizienz begegnet wird. Der Schwerpunkt dieser Studie liegt auf Kohlendioxidemissionen (CO2) aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen in den Sektoren der EU-Energieindustrie. Einige Unsicherheiten bestehen bezüglich des Vergleichs mit den Emissionswerten von 1990.
- ENERGIESYSTEM ERNEUERBARE ENERGIEN – SZENARIO 2040 [RES-2040]: Es gibt gesteigerte Bemühungen aller Mitgliedstaaten, den Anteil erneuerbarer Energien an der EU-weiten Energieendnachfrage bis 2030 auf 56% bzw. bis 2040 auf 100% zu erhöhen. Eine gesteigerte Energieeffizienz von Gebäuden wird erreicht durch Verdreifachung der aktuellen Sanierungsraten von 1% pro Jahr. Dadurch werden energiebedingte CO2 -Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2020 um 50% bzw. im Vergleich zu 1990 um 65% reduziert. Bis 2040 reduzieren sich die energiebedingten CO2 -Emissionen weiter auf Null. Der EU-weite vollständige Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Kernkraftwerken wird bis 2040 erreicht.
- ENERGIESYSTEM ERNEUERBARE ENERGIEN – SZENARIO 2035 [RES-2035]: Mit verstärktem Nachdruck übernimmt die EU eine globale Führungsrolle bei der Eindämmung des Klimawandels und der Ermöglichung von mehr Energiesicherheit in ganz Europa. Dadurch steigt der Anteil erneuerbarer Energien an der EU-weiten Energieendnachfrage bis 2030 auf 60% bzw. bis 2035 auf 100%. Eine gesteigerte Energieeffizienz von Gebäuden wird erreicht durch Vervierfachung der aktuellen Sanierungsraten von 1% pro Jahr. Dadurch werden energiebedingte CO2 -Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2020 um 70% bzw. im Vergleich zu 1990 um 78% reduziert. Bis 2035 reduzieren sich die energiebedingten CO2 -Emissionen weiter auf Null, was kompatibel ist mit dem im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarten Ziel, die Erderwärmung auf weniger als 1,5°C zu begrenzen. Der Stromsektor ist 2030 in allen EU-Mitgliedstaaten auf 100% erneuerbare Energien umgestellt; alle anderen Sektoren streben bis 2035 100% erneuerbare Energien an. Bis 2035 wird ein schneller, EU-weiter Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Kernkraftwerken vollzogen.
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- Annex
- Data file (Excel)