Überarbeitung der Berufsanerkennungsrichtlinie
Mehr Mobilität darf nicht zu Lasten der Qualität gehen
Das Europäische Parlament hat heute die Revision der Berufsanerkennungsrichtlinie verabschiedet. Dazu erklärt Heide Rühle, binnenmarktpolitische Sprecherin der GRÜNEN/EFA im Europäischen Parlament:
"Die Richtlinie wird die Mobilität von Berufstätigen in vielen Bereichen erleichtern, was vor allem vor dem Hintergrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa ein wichtiger Schritt ist. Gleichzeitig garantiert die Richtlinie hohe fachliche Standards. In vielen Berufen kann die Anerkennung von Berufsabschlüssen künftig mit Hilfe eines elektronischen Zertifikats, dem sogenannten "Europäischen Berufsausweis", unbürokratischer und einfacher gestaltet werden.
Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Gesundheits- und Krankenpflegeberuf ein klassischer Ausbildungsbereich bleibt. Pläne, mit denen die EU-Kommission das Fachabitur zur Voraussetzung für die Berufsausbildung bei Gesundheits- und Krankenpflegerinnen machen wollte, sind damit vom Tisch. Anfängliche Versuche, die Standards der dualen Berufsausbildung zu senken, konnten abgewendet werden. Den Mitgliedsstaaten wird mit einer Opt-Out-Lösung ermöglicht, einen auf europäischer Ebene verabschiedeten Ausbildungsrahmen mit niedrigeren Standards abzulehnen.
Die EU-Kommission hat Anfang vergangener Woche angekündigt, gegen nationale Regulierungen von Berufen vorzugehen. Damit hat sie den mit EU-Parlament und Rat gefundenen Kompromiss noch vor der Abstimmung im Plenum in Frage gestellt. Wer zum Beispiel den Meisterbrief abschaffen möchte, gefährdet das duale Ausbildungssystem als Ganzes. Die EU-Kommission sollte sich darauf besinnen, dass sie das duale System als „Best Practice“ den Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit empfohlen hat und sich auch daran halten. Ich appelliere an die EU-Kommission, den heute im Parlament mit großer Mehrheit verabschiedeten Kompromiss nicht gleich wieder in Frage zu stellen."