Super-Gen-Mais SmartStax
Geplante Zulassung von kaum geprüften Genmais-Sorten wäre unverantwortlich
Morgen soll der von EU-Gesundheitskommisssar Tonio Borg einberufene Berufungsausschuss im Rahmen des sogenannten Komitologieverfahrens über die Zulassung des äußerst umstrittenen Gen-Mais SmartStax und neun weiterer Maisvarianten mit mehrfachen Giftmischungen abstimmen. In einem offenen Brief warnen grüne Europaabgeordnete die EU-Kommission vor einer Zulassung (1), da die Risiken nicht ausreichend geprüft wurden. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, Rebecca Harms, und der agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA, Martin Häusling, forderten in einem gesonderten Brief die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, gegen die Zulassung zu stimmen (2).
Zur für morgen geplanten Abstimmung im Berufungsausschuss erklärte Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europäischen Parlament:
"Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner darf morgen als Vertreterin Deutschlands der Zulassung der zehn Genmaisvarianten auf keinen Fall zustimmen. Der Vorschlag der EU-Kommission zur Zulassung von Genmaisvarianten als Lebens- und Futtermittel ist nicht ausreichend wissenschaftlich überprüft und aus Sicht der Verbraucher auch überhaupt nicht notwendig. Eine Zulassung dieser Genmaisvarianten für den europäischen Markt wäre unverantwortlich und läuft den Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher zuwider."
Martin Häusling, agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA, erklärt:
„Die geplante Zulassung des Super-Gen-Mais’ SmartStax und neun weiterer Gen-Mais-Varianten verfolge ich mit großer Sorge. Es handelt sich in allen Fällen um Konstrukte einer Gentechnik-Industrie, die auf die möglichen Folgen für Mensch und Natur praktisch keine Rücksicht nimmt.
In einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg haben die Grünen die Kommission nochmals eindringlich davor gewarnt, über die Zulassung bei der morgigen Sitzung des Berufungssauschusses abstimmen zu lassen. Es ist unverantwortlich, dass die Kommission derartige Pflanzen-Konstrukte, die permanent mehrere, zum Teil völlig synthetische Gifte auf dem Acker produzieren, für die Verwendung in Lebensmitteln und Futter zulassen kann, ohne dass die Risiken auch nur ansatzweise ausreichend geprüft worden wären. Nie wurden die Wechselwirkungen der vom Mais selbst produzierten Gifte mit den Spritzmitteln Round-up oder Basta, gegen die der Mais resistent gemacht ist, untersucht. Nicht einmal die Industrie selbst kann angeben, wie viel Toxine die Pflanzen eigentlich insgesamt produzieren. Die Gehalte schwanken enorm.
Es ist zudem unwissenschaftlich, wenn der Agrarkonzern zwar Masthähnchen 42 Tage lang mit SmartStax-Mais gefüttert hat, die Schlachtkörper dann aber nicht auf gesundheitliche Aspekte untersuchte. Im Vordergrund der Testreihe mit 100 Tieren stand lediglich die Futterverwertung, also Eiweiß- und Fettgehalt. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat zwar selbst diesen Versuch als nicht tauglich angesehen. Sie hat daraus aber keinerlei Konsequenzen gezogen, denn sie sprach sich ohne die Anordnung weiterer Versuche für die Zulassung aus. Dieses Verhalten ist nicht nur über die Maßen industriefreundlich, sondern verantwortungslos.“
(1) Im Anhang finden Sie den von Rebecca Harms, José Bové, Bart Staes and Martin Häusling unterzeichneten offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg.
(2) Den Brief an Landwirtschaftsministerin Aigner finden Sie ebenfalls im Anhang.