Sicherheitstests für Atomkraftwerke
Stressfrei für Atomindustrie
Zur gestern Abend erzielten Einigung zu den Sicherheitsüberprüfungen der europäischen Atomreaktoren erklärt Rebecca Harms, Vorsitzende der Grüne/EFA Fraktion im Europaparlament:
"Offensichtlich hat Energiekommissar Oettinger im Kampf für umfassende und transparente Stresstests für die europäische Reaktorflotte nachgegeben. Die Gründung einer Arbeitsgruppe zur Bewertung der Risiken durch Terrorangriffe riecht nach Gesichtswahrung. Der Kommissar hatte lange an der Forderung festgehalten, dass Terrorangriffe in den Stresstests enthalten sein sollten, während Mitgliedsstaaten wie Frankreich und Großbritannien dies strikt ablehnten. Von einer Arbeitsgruppe der Mitgliedsstaaten ist in dieser Hinsicht also wenig zu erwarten. "Dass die Länder mit großen Atomprogrammen eine ernsthafte Betrachtung der Gefahren gezielter Flugzeugabstürze ablehnen, ist verständlich. Es ist bekannt, dass die Reaktoren für dieses Szenario nicht ausgelegt sind. Seriöse und verbindliche Sicherheitstests, die auch technische Probleme, wie Störanfälligkeit im Betrieb, Abweichung der Auslegung der Reaktoren vom Stand der Technik und Abnutzung und Alterung der Anlagen untersuchen würden, würden die Nutzung der Hochrisikotechnologie Atomkraft ganz grundsätzlich in Frage stellen. Deshalb finden lediglich Alibitests statt."
Claude Turmes, stellvertretender Vorsitzender der Grüne/EFA Fraktion fügt hinzu:
"Noch immer ist vollkommen unklar, was bei einem negativen Ausgang der Tests geschehen wird. Dies bleibt den Mitgliedsstaaten überlassen. Auch das Versprechen totaler Transparenz wird schon vor den eigentlichen Überprüfungen der Atomkraftwerke gebrochen. Noch bevor Details der Einigung der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden, verkündet der Kommissar den Erfolg seiner Strategie."