Millionengeschäft auf Kosten der Patienten
Implant files
Den Skandal um Prüfung und Zertifizierung fehlerhafter und lebensgefährdender Medizinprodukte wie Implantate und Prothesen will die Grünen/EFA-Fraktion mit einer Debatte im Europäischen Parlament aufarbeiten. Bisher wird die Zulassung von Medizinprodukten häufig gar nicht oder nur unzureichend geprüft, ein EU-weites unabhängiges Verfahren für die Zulassung von Medizinprodukten gibt es bisher nicht. In vielen Fällen übernehmen kommerzielle Unternehmen die Prüfung.
Tilly Metz, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, kommentiert:
„Die Medizintechnikindustrie macht Millionengeschäfte auf Kosten der Gesundheit der Patienten. Der Medizinskandal legt offen, dass wir es nicht mit Einzelfällen zu tun haben. Der Fehler liegt im System. Die Europäische Kommission muss ein unabhängiges Zulassungsverfahren mit klaren Standards für die Markteinführung von Medizinprodukten wie Implantaten auf den Weg bringen. Medizinprodukte müssen auf toxische Wirkung getestet werden und krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Stoffe haben in Medizinprodukten nichts zu suchen. Patienten haben ein Recht auf transparente und unabhängige Zulassungsverfahren.“
Hintergrund
Das Netzwerk investigativer Journalisten ICIJ hat in einer Monate langen Recherchearbeit aufgedeckt, dass fehlerhafte Medizinprodukte tödliche Folgen für Patienten haben können. Das Europäische Parlament forderte bereits nach dem Skandal um den französischen Brustimplantate-Hersteller „Poly Implant Prothèse (PIP)“ in seiner Resolution vom 14. Juni 2012 ein unabhängiges Zulassungsverfahren.