Abstimmung über Flugdienstzeiten für Piloten
EP-Verkehrsausschuss zeigt EU-Kommission die rote Karte
Bei der heutigen Abstimmung über die Flugdienstzeiten von Piloten hat eine überwältigende Mehrheit im Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments für den grünen Entschließungsantrag gestimmt. Nun wird sich das Plenum noch im Oktober mit diesem Thema befassen. Dazu erklären Michael Cramer und Eva Lichtenberger, verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament:
"Wir freuen uns sehr, dass sich heute eine überwältigende Mehrheit der Abgeordneten für den grünen Entschließungsantrag und damit gegen den verantwortungslosen Gesetzesvorschlag der Kommission ausgesprochen hat. Das ist ein äußerst wichtiger Etappensieg! Jetzt muss es uns gelingen, den Entschließungsantrag auch im Plenum zu verteidigen.
Denn der Gesetzesvorschlag der Kommission über die Flugdienstzeiten der Piloten ist nicht nur unsozial - er ist auch gefährlich. Schon heute ist jeder fünfte Zwischenfall am Boden oder in der Luft auf übermüdete Piloten zurückzuführen. Erst letzte Woche wurde ein erschreckender Vorfall in einer britischen Passagiermaschine bekannt, bei dem während des Fluges beide Piloten aus Übermüdung einfach einschliefen. Laut Umfragen ist dies schon 36 % der Piloten mindestens ein Mal passiert. Es ist skandalös, dass solche Ergebnisse die EASA und die Kommission wenig kümmern. Denn hier steht das Leben der Beschäftigten und der Passagiere auf dem Spiel!
Mit ihrer Gesetzesinitiative setzen sich EASA und Europäische Kommission über das einstimmige Urteil einer beauftragten Expertengruppe hinweg und argumentieren, dass Piloten selbst nach 22 Stunden Wachsein immer noch ein Flugzeug sicher steuern können. Sie ignorieren damit auch ein Urteil des EuGH, nach dem Bereitschaftszeiten wie Arbeitszeiten zu bewerten sind. Wir wollen weder von einem übermüdeten Arzt operiert und genauso wenig von einem völlig erschöpften Piloten geflogen werden.
Dabei belaufen sich die Kosten der Besatzung auf gerade einmal sechs Prozent der Gesamtkosten. Laut Studien würde ein weiterer Pilot an Board auf Langstrecken jeden Passagier gerade einmal zwei Euro mehr kosten. Das ist doch besser, als elf Stunden lang im Flugzeug zu sitzen und permanent Angst haben zu müssen, dass beide Piloten einschlafen."