Extreme Flugdienstzeiten für Piloten
Europäisches Parlament im Blindflug
Bei der heutigen Abstimmung über die Flugdienstzeiten von Piloten hat sich leider keine Mehrheit gegen den verantwortungslosen Vorschlag der EU-Kommission gefunden. Der Vorschlag sieht Nachtschichten bis zu zwölfeinhalb Stunden und das Landen von Maschinen sogar nach 22 Stunden Dauer-Wachsein vor. Dazu erklären Eva Lichtenberger und Michael Cramer, verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament:
„Die Abstimmung ist eine herbe Enttäuschung und gefährdet die Sicherheit von Passagieren. Das EU-Parlament startet damit einen Blindflug nach dem Prinzip: Hoffentlich passiert nichts! Dabei gelten sogar für LKW-Fahrer deutlich strengere Regeln für Arbeits- und Ruhezeiten!
Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission ist nicht nur unsozial - er ist auch gefährlich. Schon heute ist jeder fünfte Zwischenfall auf übermüdete Piloten zurückzuführen. Erst kürzlich wurde ein erschreckender Vorfall in einer britischen Passagiermaschine bekannt, bei dem während des Flugs beide Piloten aus Übermüdung gleichzeitig eingeschlafen waren. Laut Umfragen ist dies schon 36 Prozent aller Piloten mindestens einmal in ihrer Laufbahn passiert.
Es ist skandalös, dass solche Ergebnisse die Europäische Agentur für Flugsicherheit und die EU-Kommission wenig kümmern. Offenbar ist es dem EU-Verkehrskommissar Siim Kallas gelungen, mit seinen unverbindlichen Erklärungen die Mehrheit der EU-Abgeordneten im letzten Moment zu überzeugen. Im Verkehrsausschuss wurde sein Vorschlag noch in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit abgelehnt. Nun behauptet er, man werde „Müdigkeit managen“. Aber dies entschärft garantiert nicht die extremen Belastungen für die Piloten.
Die Sicherheit wird damit minimalen Einsparungen für die Airlines untergeordnet. Die Kosten für die Besatzung machen gerade einmal sechs Prozent der Gesamtkosten aus. Laut Studien würde ein weiterer Pilot auf Langstrecken jeden Passagier nur 1,50 Euro mehr kosten. Günstiger ist Sicherheit nicht zu haben!
Das Profitstreben der Fluggesellschaften hat sich heute auch in diesem Bereich durchsetzen können – auf Kosten der Sicherheit aller und der Arbeitsbedingungen der Crews!"