Saatgutgesetzgebung
EU-Parlament zeigt der Kommission die Rote Karte
Zur heutigen Zurückweisung des Kommissionsvorschlages zur EU-Saatgutgesetzgebung in erster Lesung erklärt der Europaabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der Grünen, Martin Häusling:
"Der Vorschlag der EU-Kommission zur Saatgutverordnung würde es Landwirten und Kleingärtnern in Zukunft extrem erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen, ihr eigenes Pflanzenmaterial weiter frei zu nutzen. Anstatt das Saatgut zu verwenden, das sie auf ihren eigenen Äckern mit der Ernte gewinnen oder von regionalen Tauschbörsen beziehen, müssten Landwirte und Hobbygärtner neues und vereinheitlichtes Saatgut kaufen.
Mehr als bedenklich ist auch, dass der Vorschlag das Marktpotential kleiner und alternativer Züchtungen sowie der Züchtungen im Öko-Landbau erheblich einschränkt. Alte Landsorten werden, da sie zum Beispiel nicht homogen sind, aufgrund der künftigen Prüfkriterien schlicht vom Markt verschwinden. Züchter dürfen mit ihnen dann nicht mehr handeln. Dies wird Auswirkungen auf den Züchtermarkt haben und den Konzentrationstrend weiter beschleunigen. Schon heute werden 95 Prozent des Gemüsesektors von lediglich fünf Pflanzenzucht-Unternehmen dominiert. Das ist ein Zustand der Saatgutvielfalt verhindert anstatt sie zu fördern.
Bereits bei der gestrigen Debatte im Parlament wurde deutlich, dass die Kritik am Vorschlag durch alle Parteien geht. Gesundheitskommissar Tonio Borg allerdings ignoriert die parteienübergreifende Kritik. Nun hat er es schwarz auf weiß. Mit der Zurückweisung in erster Lesung hat das Parlament eindeutig gezeigt, dass es auch in Zukunft nicht gewillt ist, an dieser Vorlage weiterzuarbeiten.
Die Kommission muss nun endlich eine neue Vorlage machen, die Aspekte der Biodiversität ins Zentrum stellt, statt weiter vorwiegend auf einheitliches Saatgut zu setzen."