EU-Kommissionspapier PINC zur Atomwirtschaft
Laufzeitenverlängerung bis zu 60 Jahre ist Hochrisikostrategie
Die EU-Kommission hat an diesem Montag ihr Papier zur Zukunft der Atomwirtschaft in der Europäischen Union "PINC" (Community Nuclear Illustrative Programme) vorgestellt. Es ist das erste dieser Papiere der Juncker-Kommission und das erste seit der Katastrophe von Fukushima in Japan. Die EU-Kommission zeichnet in ihrem Bericht ein überaus optimistisches Bild für das Potential der Atomenergie und schönt die Kosten für Sicherheit und Entsorgung , kritisiert die Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, Rebecca Harms:
"Dieses Papier zeigt, dass in der EU-Kommission immer noch an einflussreicher Stelle fanatische Anhänger der Atomkraft sitzen. Es ist eine bizarre Mischung aus Illusion und Propaganda. Die EU-Kommission setzt die Kosten in allen Bereichen von Neubau über Sicherheitsnachrüstungen bis zu Rückbau und Entsorgung zu gering an. Erschreckend ist, dass das größte Potential für die Zukunft der Atomkraft in der Laufzeitenverlängerung gesehen wird. Für die Hälfte der Reaktoren geht die EU-Kommission von einer Verlängerung auf bis zu 60 Jahre aus. Das ist eine verantwortungslose Hochrisikostrategie. Wir erneuern anlässlich der offiziellen Veröffentlichung von PINC unsere Forderung an die EU-Kommission, sich einer Debatte zu diesem Papier zu stellen."
In Großbritannien zeigt sich mit der Planung von Hinkley Point C immer klarer, dass Neubauten von Atomkraftwerken weit entfernt von Wettbewerbsfähigkeit sind. Das muss endlich auch in der Kommission eingestanden werden."
Der energiepolitische Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion, Claude Turmes, fügt hinzu:
"Die EU-Kommission ignoriert, dass Atomenergie wirtschaftlich nicht mehr mithalten kann mit erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie, wenn man alle Kosten – inklusive des Rückbaus – berücksichtigt. Der französische Rechnungshof veranschlagt 1,7 Milliarden Euro für den Rückbau eins Kraftwerks in der Europäischen Union. Die EU-Kommission geht lediglich von 623 Millionen Euro aus. So kann man sich Atomenergie schön rechnen.
Zwar räumt die EU-Kommission ein, dass Milliarden für den Rückbau und die Entsorgung für Atommüll fehlen, sie macht allerdings keinerlei Vorschläge, wie diese Fehlstelle ausgeglichen werden soll. Ihre einzige Antwort ist die Verlängerung von Reaktor-Laufzeiten. Das widerspricht den EU-Verträgen und dem Prinzip, dass der Verursacher für die Kosten aufkommen muss."
Die Grünen/EFA-Fraktion hat eine Gegenstudie zum PINC-Papier in Auftrag gegeben. Hier finden Sie eine Zusammenfassung und die Studie: www.greens-efa.eu/pinc-2016-15348.html