Wir brauchen mehr Lebensmittel?
Dann ersetzen wir Pestizide mit Biodiversität!
Wir hören jeden Tag neue Hiobsbotschaften über den Schwund der Arten. Aber wussten Sie, dass die EU dem leicht entgegenwirken kann?
Vor kurzem wollte die EU Kommission den Einsatz von Pestiziden auf ökologischen Vorrangflächen stoppen. Diese kleinen Gebiete sind ein Teil der letzten Reform der EU Agrarpolitik. Sie waren dazu gedacht, auf landwirtschaftlichen Flächen wieder etwas Platz für Biodiversität zu schaffen und nützliche Ökosystemleistungen für die Landwirtschaft zu erbringen. Leider wollen die Konservativen genau dies verhindern: Am Mittwoch um 14 Uhr wird das Parlament nun darüber abstimmen, ob wir diese Flächen, die für die Natur da sein sollen, mit Pestiziden totspritzen oder nicht.
Eine hohe Biodiversität ist gut für Landwirte, gut für Bienen, gut für das Klima, gut für die Wirtschaft, gut für Sie ... und die Grüne / EFA-Gruppe war schon immer ein Vorreiter in dieser Richtung. Es wurde gezeigt, dass die so genannte funktionelle Biodiversität auf Bauernhöfen die Erträge für Weizen um 12%, für Erbsen 26% und für Möhren um 32% erhöht. Das ist eine Menge!
Wie funktioniert die funktionale Biodiversität, als dass sich durch sie die Erträge erhöhen? Zum einen liegt es an der erhöhten Bestäubungseffizienz. Mehr Blumen und weniger Pestizide bedeuten mehr Bestäuber. Zum anderen liegt es an der Regulierung der Ernte-Schädlinge durch natürliche Raubtiere, so dass sie in Schach gehalten werden und sich nicht explosionsartig vermehren (denken Sie an Marienkäfer die Blattläuse verspeisen). Es liegt aber auch daran, dass mehr nützlichen Arten im Boden sind, die die Kulturen gegen Parasiten verteidigen und ihnen helfen, Nährstoffe zu ihren Wurzeln zu liefern. Es liegt aber auch an.... sehr vielem Weiteren.
Als Faustregel gilt: Je größer die Fülle und Vielfalt der Arten, desto stärker und widerstandsfähiger sind die aufkommenden Ökosystemfunktionen, die für die Landwirte "frei" zur Verfügung stehen. Diese Ideen sind von grundlegender Bedeutung für die sogenannte "Agrarökologie".
Diese auf der Biodiversität basierenden agroökologischen Prozesse treten bereits grundsätzlich auf ökologischen Betrieben auf und aus diesem Grund wurden die ökologischen Betriebe als "grün per Definition" betrachtet und sind daher nicht verpflichtet, die CAP-Greening-Maßnahmen zu erfüllen. Aber bei konventionellen landwirtschaftlichen Systemen, bei denen der Mangel an natürlicher Fruchtbarkeit, Produktivität und Schädlingsbekämpfung durch die Abhängigkeit von chemischen Inputs ersetzt wird, müssen wir diese Prozesse dringend stärken.
Ein großer Vorteil ist, dass, anstatt die Erträge zu reduzieren, indem wir das Ackerland von dem primären Ziel des Anbaus von Getreide wegnehmen, es stattdessen die Erträge erhöht, indem es das vorhandene Ackerland effizienter und produktiver macht. Das ist es, was einige konservative Abgeordnete nicht sehen wollen, weil sie das größere Bild nicht sehen können und die agrochemische Linie vertreten.
Zusammen mit einem weiteren Dutzend Maßnahmen wird den Landwirten und den Verwaltungen die Durchsetzung des Greenings erleichtert. Die Kommission zeigt hierbei einen starken politischen Willen in die richtige Richtung.
Am Mittwoch fordern wir die Abgeordneten auf, gegen Pestizide in Ökologischen Vorrangflächen zu stimmen. Am Tag der Abstimmung, aber auch in der künftigen GAP-Reformen, wird unsere Gruppe versuchen, Allianzen zu schmieden, um langfristig die natürliche Produktivität und Fruchtbarkeit unserer Äcker zu erhalten.