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6 Gründe, den Gentechnik-Anbau in der EU zu verbieten

Am 14. Oktober 2016 wird die EU Kommission dem Ständigen Ausschuss über Pflanzen, Tiere, Nahrung und Futter drei Entscheidungsempfehlungen wahrscheinlich vorlegen, die auf die Verlängerung der Zulassung von drei GV-Maissorten abzielen: Monsanto´s berüchtigter Mais Mon810 (resistent gegen Maiszünsler), Syngenta’s Mais BT11 (produziert das Gift Bacillus Thuringensis (Bt) gegen Maiszünsler und Herbizid-resistent) und Dupont’s Genmais 1507 (resistent gegen Maiszünsler und eine Gruppe von Herbiziden).

Bisherige Debatten im Ständigen Ausschuss verfehlten regelmäßig die qualifizierte Mehrheit für oder gegen eine neue oder verlängerte Zulassung. Mit der im letzten Jahr in Kraft getretenen „Opt-Out“-Verordnung hat sich die Lage geändert. Sie erlaubt den Mitgliedstaaten, den Gentechnik-Anbau (in Absprache mit der Biotech-Industrie) für ihr Land zu verbieten. Gentechnisch-kritischen Staaten soll so erleichtert werden, auf EU-Ebene „flexibler“ über Zulassungsentscheidungen ab- und damit zuzustimmen.

Die Argumente, warum Mitgliedsstaaten den Gentechnik-Anbau in ihrem eigenen Land ablehnen, gelten allerdings über Ländergrenzen hinaus. Ihr „Nein“ sollte daher EU-weit eingefordert und verteidigt werden.

Die Zulassung bzw. ihre Erneuerung wäre ein fataler Fehler. Aus folgenden Gründen:

1 - EU-Bürger wollen keine Gentechnik

Die letzte Eurobarometer-Umfrage über die Akzeptanz von Biotechnologie hat deutlich gezeigt, dass eine Mehrheit der EU-Bürger diese Methoden ablehnen. 54% der EU-Bürger sind der Meinung, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVO) ein Sicherheitsrisiko für sie und ihre Familien sind (nur 30% teilen diese Bedenken nicht). Dieser Fakt allein sollte genügen, um GVOs auf dem Acker und in Lebensmitteln EU-weit zu verbieten. Bürger haben das Recht, über die gesellschaftliche Akzeptanz und Nutzung von Technologien zu entscheiden.

Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten werden oft als Argument vorgebracht, warum der Gentechnik-Anbau in der EU nicht komplett verboten sein sollten: „Wenn einige Länder GVOs wollen, sollen sie sie haben können“. Es gibt jedoch kein einziges EU-Land, in dem eine Mehrheit der Bürger GVOs vertraut. Sogar in Spanien, dem Land, in dem 90% des gesamten EU-Gentechnik-Anbaus stattfindet, lehnen 15% mehr Bürger den Gentech-Anbau ab als ihm zustimmen.

Es ist die Aufgabe der EU, die Umwelt und die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen. Die Kommission und die Mitgliedsstaaten sollten das nicht vergessen.

2 - Biotechnologien führen zu einer Privatisierung von Leben

Durch Transgenese und die meisten modernen Biotechnologien entstandene Produkte können patentiert werden. Das bedeutet, dass Agrarriesen wie Monsanto, Syngenta und Dupont das Patent-Monopol für das Saatgut als auch die auf unseren Feldern erzeugten Lebens- und Futtermittel dieser Sorten besitzen.

Dies führt zur Privatisierung von Leben und Monopolisierung der Natur durch eine Handvoll globaler agrarchemischer Konzerne. Ein gefährlicher Trend, der auch unsere Nahrung und Nahrungsmittelsicherheit betrifft.

Darüber hinaus führen Patente zu höheren Preisen und einer weiteren Konzentration des ohnehin konzentrierten Saatgut-Marktes und damit zur weiteren Benachteiligung insbesondere kleinerer und mittlerer Saatguthersteller.

3 – Keine Koexistenz von gentechnikfreiem und gentechnisch veränderten Anbau

Für Landwirte ist es entscheidend, zwischen gentechnikfreiem und gentechnisch verändertem Anbau unterscheiden und wählen zu können. Das betrifft insbesondere den Ökolandbau (ein wichtiger und wachsender Sektor in der EU). Betrieben und Bioprodukten droht bei einer Kontaminierung die De-Zertifizierung und Aberkennung ihre Produkte als Bio-Ware.

Pollen macht jedoch nicht an den Grenzen von Feldern und Ländern halt. Eine mit EU-Mitteln geförderte Untersuchung hat 2009 bewiesen, dass es unmöglich ist, den Genaustausch zwischen nicht und gentechnisch veränderten Pflanzen der gleichen Sorte zu verhindern, wenn sie in der gleichen geographischen Gegend wachsen.[1] Das bedeutet, dass der Anbau von gentechnisch verändertem es gentechnikfrei produzierenden Landwirten unmöglich macht, zeitgleich in derselben Zone gentechnikfreien Mais anzubauen.

Das ist genauso unfair wie wirtschaftlich unvernünftig, profitiert die EU doch weltweit von ihrem Statut als gentechnikfreier Lebens- und Futtermittellieferant.

4 – Gentechnik-Anbau bedeutet Pestizide in unserer Umwelt

Allen drei für die (Wieder)Zulassung vorgeschlagenen Gentechnik-Maissorten verfügen über die Eigenschaft, selbst Insektengifte gegen den Maiszünsler zu produzieren. Insekten sind dem Gift damit beständig ausgesetzt, da es fortlaufend in der Pflanze produziert und im Ökosystem verteilt wird.

Auch Bio-Bauern benutzen das Bt-Gift. Da es aber nicht kontinuierlich in die Umwelt verteilt wird, werden keine Resistenzen gebildet. Werden Schädlinge dem Gift hingegen ständig ausgesetzt, wie im durch Monokulturen geprägten agrarindustriellen Anbau üblich, so entwickeln sie Resistenzen, die Gentechnik-Sorten nutzlos werden und Bio-Bauern ohne eine Möglichkeit zur Schädlingsbekämpfung zurücklassen.

Zwei der von der möglichen Neuzulassung betroffenen Gensorten sind zudem mit Herbizid-Resistenzen ausgestattet (unter anderem Glufosinate), was nachweislich zu einem erhöhten Einsatz von Herbiziden im Anbau dieser Sorten führt.[2]

Der Anbau von Gentechnik-Mais führt somit zu mehr gefährlichen Ackergiften in unseren Böden, der Luft und im Wasser –sowohl in Umfang und Zeitdauer.

5 – Einkreuzungen mit Wildpflanzen erzeugt Superunkräuter

Kreuzen sich Herbizid-resistente Gentechnik-Sorten mit ihren wilden Verwandten, können nachweislich Hybride oder sogenannte Superunkräuter entstehen, die mit noch mehr und gefährlicheren Pestiziden unter Kontrolle gebracht werden sollen.

Bisher lautete ein Hauptargument für die Zulassung von Gentechnik-Mais, dass durch das Fehlen wilder Sorten eine Einkreuzung und damit das Risiko einer Freisetzung von Hybriden in die Umwelt nicht gegeben sei.

Nun liegen jedoch Beweise vor, dass Teosinte, der Urahne des kultivierten Mais, seit 2009 in Spanien existiert. Bekannt ist auch, dass Teosinte-Populationen mögliche Empfänger von transgenetischer DNA sein können. Die Auskreuzung solcher genveränderter, Herbizid-resistenter Teosinte-Pflanzen wurde jetzt in Spanien nachgewiesen. Als „Super-Unkraut“, das resistenter ist als seine „natürliche“ Version, wird die Kreuzung jetzt zur Bedrohung für Umwelt und Landwirtschaft.

6 - Es gibt Alternativen

Alle drei GVO-Maissorten haben keinerlei Vorteil für Verbraucher: Sie sind weder gesünder noch billiger. Zu ihrer Berechtigung dient die Behauptung, die landwirtschaftliche Praxis zu erleichtern. Ein falsches Versprechen, denn der Gentechnik-Anbau schadet sowohl der Bodenfruchtbarkeit als auch der Biodiversität.

Es existieren effiziente Alternativen zu Ackergiften, wie in der Debatte um die Neuzulassung von Glyphosat ausführlich benannt und beschrieben. Durch Kombination mechanischer, physischer und biologischer Methoden, z.B. durch vielfältige Fruchtfolgen, eine gute Saatbettbereitung, Mischkulturbau oder Untersaat, den angemessenen Einsatz von Pflug, Bodenfräsen und thermischer Behandlung.[3]

Um Mais gegen den Maiszünsler zu schützen, sind weite Fruchtfolgen das beste Mittel - und eine effizientere Methode als chemische Pestizide.[4] Auch der Einsatz natürlicher Insektizide oder Substanzen führen zu zufriedenstellenden Ergebnissen und beweisen, dass eine Landwirtschaft ohne Gentechnik und Herbizide erfolgreich möglich ist.

___________________

[1]Genetisch veränderte und nicht-genetisch veränderte Nahrungsmittelversorgungsketten - Ko-existenz und Rückführbarkeit, 2013, Yves Bertheau

[2]Genetisch veränderte Herbizide - Tolerante Nutzpflanzen, Unkräuter und Herbizide: Überblick und Auswirkung, 2016, Sylvie Bonny

[3]Wie in diesem Brief beschrieben, der von 70 Abgeordneten aller Fraktionen unterschrieben wurde

[4] Bianchi et al, 2006, Nachhaltige Schädlingsbegrenzung in Agrar-Landschaften: Eine Rezension der Landschaftskomposition, Biodiversität und natürlichen Schädlingsbekämpfung, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1634792/

also http://theconversation.com/as-biodiversity-declines-on-corn-farms-pest-problems-grow-45477

also http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1634792/

 

 

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